Hauptbahnhof München 1

München bekommt einen neuen Hauptbahnhof

München darf sich bereits mit einigen sehr bekannten und außergewöhnlichen Bauten schmücken. Darunter zum Beispiel die BMW Welt, der Olympiapark oder die Allianz Arena. Aber es sind auch für die Zukunft schon einige spannende Projekte, wie eine neue Philharmonie, der Neubau des Hotels Königshof am Stachus oder der neue Hauptbahnhof, in Planung. Um jenen Hauptbahnhof soll es in diesem Artikel gehen.

In meinen Augen stellt der aktuelle Hauptbahnhof in München einen echten Schandfleck in der Innenstadt da. Das am 1. August 1960 fertiggestellte Empfangsgebäude wirkt so, als würde es seit dem stetig verfallen. Die Jalousien hängen schief und viele Büros sehen von außen betrachtet verlassen aus. Es scheint, als hätten bereits alle mit dem Gebäude abgeschlossen. Neubaupläne gab es in den letzten Jahren, gar Jahrzehnten, viele: In den 1990er Jahren wurde ein Konzept zur Umwandlung in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof geplant und in den frühen 2000er Jahren sogar der Bau einer Transrapid-Strecke! All das wurde bisher aus Kosten- oder Wirtschaftlichkeitsgründen verworfen. Doch bald wird sich soll sich nun wirklich etwas tun.

Neubau Münchner Hauptbahnhof
Der Entwurf für den Innenraum der neuen Empfangshalle (Auer Weber)


Eröffnung im Jahr 2026 – Vielleicht aber auch nicht…

Vor kurzem wurde die Renovierung des Sperrengeschossen weitgehend abgeschlossen, was bereits ein großer Fortschritt ist. Da ich in der Nähe arbeite, gehe ich nun in der Mittagspause sogar des Öfteren in einem der zahlreichen unterirdischen Bistros essen, was mir früher nie in den Sinn gekommen wäre. Nun hat das Architekturbüro “Auer Weber” die Ausschreibung für den Neubau der Empfangshalle gewonnen, doch die Umsetzung ist noch immer nicht in trockenen Tüchern. Das Projekt hängt eng mit dem Bau einer zweiten S-Bahn-Stammstrecke zusammen, die unterirdisch parallel zur bestehenden Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof verlaufen soll. Gerade an dem Knotenpunkt Hauptbahnhof stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Die Kreuzung von zwei überkreuz liegenden U-Bahn-Linien und der bestehenden Stammstrecke erfordert, dass die neue Stammstrecke in 40 Metern Tiefe unter die bisherigen Tunnel gebaut werden müsste. Erst nachdem dieser Umbau erfolgt wäre, ließe sich das neue Gebäude an der Oberfläche errichten, so der DB-Manager André Zeug. Mittlerweile ziehen die Planer aber auch in Erwägung, den Neubau ohne diese komplizierte Konstruktion – Nukleus genannt – durchzuführen, da sich die Stadt München, der Freistaat Bayern, der Bund und die Deutsche Bahn seit Jahren der Verhandlung bisher nicht auf eine Finanzierung des zweiten S-Bahn-Tunnels einigen können. Einige Beobachter des Verhandlungsprozesses erwarten aufgrund dieser grundlegenden Meinungsverschiedenheiten deshalb auch im nächsten Jahr keine Entscheidung. Die geplante Eröffnung ist für 2026 angesetzt.

Der Entwurf des neuen Bahnhofsvorplatzes (Auer Weber)
Der Entwurf des neuen Bahnhofsvorplatzes (Auer Weber)

Sollte die neue Empfangshalle dann doch irgendwann einmal stehen, wird sie sich an die denkmalgeschützte Gleishalle anschließen und zahlreiche Büros und Geschäfte auf mehreren Ebenen bieten. Eine weitere Idee ist außerdem, den Bahnhofsvorplatz in eine Fußgängerzone zu verwandeln, wodurch der Anschluss zur Einkaufsmeile am Stachus noch fließender werden würde.


Die “Zerstörung des charakteristischen Stadtbildes”

Mir gefallen diese Pläne sehr gut. Ich bin kein kategorischer Befürworter von “Abreissen und Neubauen”, aber im Falle des Münchner Hauptbahnhof sehe ich die Chance, diesen Teil der Innenstadt deutlich aufzuwerten. Die “Initiative Münchner Architektur und Kultur” sieht das hingegen anders und beschreibt das Neubauprojekt als “einfallslose und monotone Groß-Glasstruktur”. Sie wollen verhindern, dass “das charakteristische Stadtbild in kaum vertretbarem Ausmaß zerstört” wird. Also ich könnte mit der Zerstörung des charakteristischen Bildes des heutigen Hauptbahnhofes gut leben.

 

Quellen: sueddeutsche.de 1 2, Auer Weber, Wikipedia