Ich weiß nicht, was ich von Indien halten soll…

Im Februar stand für mich meine erste Reise nach Indien an. Überhaupt war ich noch nie weiter östlich als in die Türkei oder Zypern gereist, womit es für mich eine völlig neue Kultur zu entdecken gab. Meine Erfahrungen möchte ich in Wort und Bild hier mit euch teilen.

Die ca. 9-stündige Flugreise führte mich nach Bangalore (Bengaluru), mit ca. 12 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Indiens. Bangalore liegt relativ zentral im südlichen Teil der Halbinsel. Zwar befindet man sich dort geologisch gesehen schon in den Tropen, jedoch ist das Wetter durch die Lage auf knapp 900m über dem Meeresspiegel etwas milder. Fast das Ganze Jahr hat man angenehm warme Temperaturen und viel Sonne. Klingt alles total noch Urlaub, oder? Naja, der Zweck meiner Reise war in erster Linie beruflich, da ich in meiner Firma eng mit der Zweigstelle in Indien zusammen arbeite. Trotzdem war genug Zeit, Land und Leute kennenzulernen und einen bleibenden Eindruck zu erhalten.

Tandoori, Masala und gaaaanz viel Reis

Man kommt nicht ums Essen herum. Neben Wasser und Luft ist Nahrung Grundbedürfnis Nummer 1 – deswegen findet man sich recht schnell im Supermarkt oder einem Restaurant wieder. Dort findet man eine etwas andere Auswahl als in deutschen Supermärkten oder Restaurants. Fast überall gibt es typisch indische Spezialitäten wie verschiedene Tandoori, Masalas, Dosa, Naan und das ganze meist vegetarisch, mit Hühnchen oder auch mal mit Lamm. Ganz wichtig – eigentlich alles ist “spicy”. Die Inder weisen darauf, wenn sie einen Nicht-Inder sehen, auch meist sehr höflich hin. Dennoch konnte ich es nicht lassen und hab mein Essen trotzdem “spicy” bestellt (ich denke trotzdem, dass da sicherlich noch mehr drin war und sie mich mit dem ganz harten Zeug verschont haben). Bekommen hab ich meist eine sehr interessante und sehr scharfe Mischung aus verschiedenen, indischen/asiatischen Gewürzen, an die sich mein Körper erst einmal ein paar Tage gewöhnen musste. Geschmeckt hat es aber eigentlich immer, das ist die wichtigste Nachricht!

Auto fahren in Indien? Lass es lieber bleiben.

Am ersten Wochenende haben wir einen Ausflug in Richtung der historischen Stadt Mysore unternommen. Dazu hatte uns ein Arbeitskollege einen Mietwagen mit ortskundigem Fahrer besorgt, der die verschiedenen Ziele ansteuern sollte. Ich hab mir vor Fahrtbeginn mal die Strecke auf Google Maps angeschaut und dachte, die 130km dürften ja nicht allzu schlimm werden. Wir haben für die Strecke (einfach) 3 1/2 (!) Stunden gebraucht. Die Straßen sind kaum ausgebaut und es gibt außer um die Stadt herum keine echte Autobahn. Stattdessen eine Straße voller Buckel, Mopeds, langsamen Bussen und alle fahren kreuz und quer. In der Stadt genauso, ein Wunder, dass ich in den zwei Wochen keinen einzigen Unfall gesehen hab. Alles unter Kontrolle.

In der Stadt kann man sich kostengünstig mit den “Tuk-Tuks” fortbewegen (zw. 25 und 100 Indischen Rupien – ca. 20 Cent bis 1 Euro), außerdem gibt es seit einiger Zeit eine einzige Metro Linie, die mittlerweile allerdings auch sehr voll ist (30 Rupie für eine einfache Fahrt). Mit Uber sind wir einmal für knapp 3 Euro einmal eine Stunde quer durch die Stadt gefahren – also günstig. Es gibt also absolut keinen Grund selbst zu fahren.

Müll, Müll und noch mehr Müll

Was einem sofort ins Auge fällt, ist der viele Müll der egal wo, ob am Straßenrand, am Flussbett, im Wasser oder sonst wo herumliegt und scheinbar niemanden interessiert. Es ist eines der größten Probleme und für mich eindeutig ein Indiz für mangelnde Bildung der Bevölkerung – die nicht dem Volk selbst anzulasten ist, sondern der Struktur und Größe des Landes, dem exponentiellen Wachstum der Bevölkerung und sicherlich der Politik. Es tut weh, kleine Kinder auf der Straße betteln zu sehen, dass Menschen in Slums direkt neben hochmodernen und neuen Einkaufszentren leben, Frauen ohne Schutzkleidung Straßenarbeiten ausführen müssen – die Liste könnte relativ lange weitergeführt werden.

Ich bin hin- und hergerissen was ich von Indien halten soll. Zum einen ist es ein wunderschönes Land, mit einer herausragenden Kultur und Natur, freundlichen Menschen und leckerem Essen. Zum anderen lebt ein Großteil der Bevölkerung in (finanzieller) Armut, sind die Unterschiede zwischen arm und reich noch deutlich größer wie in westlichen Ländern und leidet die Natur unter all diesen Faktoren. Es wird noch den ein oder anderen Besuch brauchen, vor allem auch von anderen Teilen des Landes, bis ich meine Meinung verfestigen kann. Klickt euch durch die Galerien! Namaste!