Die Brutalität der Natur à la Disney

Seit Donnerstag ist die Neuauflage des Disney-Klassikers Das Dschungelbuch in den Kinos. Was sich bereits in den frühen Trailern abgezeichnet hat, wurde bestätigt – an düsterer Atmosphere mangelt es nicht. Im Grunde genommen ist der Film eine Verbindung zweier Filmarten, die auch auf den zweiten Blick für Unverständnis sorgt, gleichzeitig aber fasziniert.

Die Erwartungen an den Film waren immens

Vor einigen Wochen haben wir über die heiß ersehntesten Filme des ersten Halbjahres 2016 geschrieben, wo auch Das Dschungelbuch aufgezählt wurde. Schon als der erste Trailer zum Remake rauskam, fing ich an zu träumen und erinnerte mich an die guten alten Zeiten, als mich die Zeichentrick-Figuren in den Dschungel entführten. Doch als mir klar wurde, dass die Neuauflage nicht gezeichnet ist, sondern als sogenannter “Live-Action-Movie” gedreht wurde, war ich mir nicht ganz sicher was ich davon halten sollte.

Statt des bekannten niedlichen Looks der Figuren, stehen mir nun bedrohliche Wölfe, Tiger und Orang-Utans gegenüber. Ich konnte mir vor allem nicht vorstellen, wie Disney es schaffen will, die bekannte Musik in diese düstere Umgebung zu integrieren. Trotzdem habe ich die positiven Kindheitserinnerungen 1 zu 1 in Erwartungen an den neuen Film umgemünzt. Mit hohen Erwartungen ging ich also in den Film – und wurde zwar nicht enttäuscht, aber mit einem komischen Gefühl zurückgelassen.

Viele gute Elemente, fast ruiniert durch Kleinigkeiten

Das Erste, wofür man das neue Dschungelbuch loben muss, ist die Umsetzung im Allgemeinen. Der Film ist nämlich eine optische Augenweide – von der ersten bis zur letzten Sekunde. Und das, obwohl fast alles bis auf Mogli animiert wurde. Die Macher haben sich hier offensichtlich sehr viel Mühe gegeben, jedes Haar der verschiedenen Tiere bis ins Detail zu animieren. So entsteht ein Bild, das von der Realität kaum mehr zu unterschieden ist. Hinzu kommt, dass die Geschichte selbst zwar auf dem Original aufsetzt, sich aber genug davon differenziert, um nicht als Kopie zu gelten. Aus diesem Grund ist es eigentlich falsch in diesem Fall von einem Remake zu sprechen. Wer sich den alten Zeichentrickfilm anschaut und direkt im Anschluss den neuen, der würde nicht vor Langeweile einschlafen. Dafür ist der Film einfach zu spannend und aufregend.

Es gibt jedoch Momente, die einen aus dem Film rausziehen. Das Problem, was mir Schwierigkeiten gemacht hat, den Film durchgehend zu genießen, ist der Disney-Flair. Das Dschungelbuch ist nunmal eine Kindergeschichte, die von der positiven Art und der Musik lebt. Und an der Einbindung dieser Aspekte in die neue düstere Welt, scheitert Disney leider. Das wohl markanteste Beispiel ist die Gesangseinlage des Affenkönigs Louis. Der Zuschauer bekommt ihn von vornherein als unbarmherzigen Führer zu sehen. Mit seiner enormen Größe ist er auch sehr furchteinflößend. Doch dann fängt er das singen an, was einfach nicht reingepasst hat. Und solche Momente können einen Film schnell mal ruinieren.

Bleibt in guter Erinnerung

Ich möchte den Film gar nicht runtermachen, denn das Dschungelbuch ist ein super umgesetztes Abenteuer. Die negativen Punkte sind zwar offensichtlich, verschwimmen aber förmlich im Meer von atemberaubenden Szenen. Für jeden Disney Fan ein absoluter Pflichtgang ins Kino, und für alle anderen Kinogänger eine sehr gut genutzte Zeit. Und weil das Lied von Balu einfach nicht alt wird, hier nochmal im Original.

Foto: Disney