Stefan Raab – 20 Jahre Superlative

Jeder von uns kennt ihn, aber nicht jeder mag ihn. Dass Stefan Raab aber eine der prägendsten Figuren in der Unterhaltungsbranche war und immer noch ist, kann keiner abstreiten. Nun geht eine TV-Karriere der besonderen Art leider zu Ende.

Als im Juni die Meldung durch die Medien ging, dass Stefan Raab Ende des Jahres aufhören wird, war das für mich persönlich wie ein Schlag ins Genick. Ich musste sofort an die Abende denken, in denen ich als Kind heimlich länger aufblieb, um zumindest noch bis zur ersten Werbepause TV Total schauen zu können.

Raabs erste Schritte in der TV Branche

Raabs Karriere begann Anfang der 90er Jahre als Produzent von Werbejingles, die er für verschiedene Shows und Marken schrieb. Erste Bekanntheit erlangte er 1993, als er das Moderatoren Casting für die Sendung Vivasion gewann und diese forthin bis 1998 moderierte. Meine ersten Erinnerungen an ihn beginnen 1996, als er zum 25. Geburtstag meiner damaligen Lieblingssendung „Die Sendung mit der Maus“ das Lied „Hier kommt die Maus“ veröffentlichte, das bis auf Platz zwei der Deutschen Single Charts stieg. Damit begann auch sein landesweiter Durchbruch.

Nach weiteren Zwischenstationen, unter anderem im Radio und unter dem Pseudonym „Alf Igel“ (in Anlehnung an Ralph Siegel, einen der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Musikproduzenten) als Komponist für Guildo Horns Lied „Guildo hat euch lieb“, mit dem er beim Eurovision Songcontest 1998 den siebten Platz belegte, landete er 1999 beim Privatsender ProSieben. Dort moderiert er seitdem die zu Beginn wöchentlich, ab 2001 dann vier mal pro Woche ausgestrahlte Sendung TV Total.

Nachdem die Sendung sich Mitte der 2000er Jahre in der deutschen Fernsehlandschaft etabliert hatte, kamen regelmäßig die ganz großen nationalen sowie internationalen Stars in seine Sendung. Trotzdem gab Raab auch immer wieder jungen, aufstrebenden Künstlern eine Plattform. So konnte er durch seine verschiedenen Casting Ableger, darunter die in Anlehnung an „Deutschland sucht den Superstar“ durchgeführte Casting Show „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“ (Stefan sucht den Superstar, der singen soll, was er möchte und gerne auch bei RTL auftreten darf), oder „Unser Star für Oslo“, nationale Musikstars wie Stefanie Heinzmann und Lena Mayer-Landrut hervorbringen. Gerade mit letzterer feierte er seinen allergrößten Erfolg, den Gewinn des Eurovision Songcontest 2010 in Oslo. Insgesamt nahm Raab fünf mal an diesem Teil und landete dabei mit seinen Schützlingen immer in den Top Ten.

Jungen Künstlern bot er stets eine Plattform

Musik war generell ein wichtiger Bestandteil seiner Show, bei der er von Beginn an die Band „Heavytones“ als kongenialen Partner an der Seite hatte. Die Band konnte mit unzähligen musikalischen Superstars musizieren und war immer elementarer Bestandteil der Sendung.

Auch Comedians bot Raab in seiner Sendung ständig eine Bühne, so treten heute noch fast täglich junge deutsche Künstler bei ihm auf, so zum Beispiel Luke Mockridge, für mich eines der hoffnungsvollsten Talente in der Comedy Branche.

Unvergessen bleibt für mich sein täglicher Stand Up Part zu Beginn der Sendung, bei der er auf das aktuelle Tagesgeschehen einging und sich über alles mögliche lustig machte. Auch die sogenannten “Nippel”, die kleinen roten Buttons auf seinem Pult, über die er kurze, witzige Clips abspielen konnte, nutzte er immer wieder geschickt um Lacher bei mir und dem Publikum zu kreieren.

Raab polarisierte die Menschen in Deutschland

Gerade seine Art Humor war und ist in der Öffentlichkeit sehr umstritten. Ihm wurde vorgeworfen, auf Kosten schwächerer oder medienunerfahrener Menschen zu scherzen. Auch bediene Raab sich bestehender Vorurteile gegenüber gesellschaftlichen Randgruppen, verstärke sie durch seine herabsetzende Art sogar. Raab argumentierte dagegen, dass seine satirischen Darstellungen sich auf Menschen bezögen, die ihre Persönlichkeit und ihr Privatleben freiwillig in die Öffentlichkeit trügen und sich damit zum legitimen Objekt von Satire machten.

Sicherlich schlug er mit seinen Witzen manchmal etwas über die Stränge, aber genau dies machte ihn wiederum so authentisch.

Mit seinen wahnsinnig vielen Shows und Veranstaltungen, die er alle mit seiner Produktionsfirma Raab TV in Zusammenarbeit mit der Brainpool TV GmbH entwickelte, machte er sich über die Jahre für den Sender ProSieben zum unverzichtbaren Bestandteil. Den größten Erfolg feierte er mit seinem Format „Schlag den Raab“, das mir und uns allen lange und spannende Samstagabende garantierte und indem er immer wieder bewies, welch Verbissenheit und welchen Siegeswillen er in sich trägt Trotz nicht gerade großem sportlichem Talent konnte er sich gerade aufgrund seines großen Allgemeinwissens und seiner extrem starken Mentalität immer wieder gegen die Kandidaten durchsetzen. Das Format konnte Raab sogar erfolgreich ins Ausland vermarkten, mittlerweile lief die Show in unterschiedlicher Form in 18 Ländern.

Raab gewann in seiner Karriere auch unzählige Preise, darunter mehrere „Echos“, einen Bambi und mehrere deutsche Comedypreise. Zuletzt wurde er außerdem mit dem deutschen Comedy Ehrenpreis ausgezeichnet, eine Art Anerkennung für sein Lebenswerk.

Wer kommt nun nach ihm?

Die große Frage die sich ProSieben nun stellen lassen muss, ist die, wie es denn für den Sender ohne Raab weitergehen wird. Raabs Formate garantierten pro Jahr bis zu zwanzig Samstagabend Shows und damit Unmengen an Werbeinnahmen. In den letzten Jahren wurde seine Show TV Total im Programm zwar immer weiter nach hinten gedrängt, sodass sie kaum noch vor 23 Uhr zu sehen war, gehörte aber trotzdem weiterhin zum Inventar. Joko und Klaas mit ihrer wöchentlichen Show „Circus Halli Galli“ oder dem „Duell um die Welt“ sind sicherlich die hoffnungsvollsten Anwärter auf die Nachfolge von Raab, doch Ihnen mangelt es im Vergleich zu Raab am Einfallsreichtum und auch (Show-) Talent.

So schnell wird also keiner in seine großen Fußstapfen treten können. Auch ob alle Raab Events mit Ende seiner Karriere vom Bildschirm verschwinden werden, ist noch nicht ganz klar. Vorstellbar wäre sicherlich eine Fortsetzung des Formats „Schlag den Raab“, zum Beispiel mit anderen Prominenten wie es schon bei „Schlag den Star“ der Fall war. Eins ist aber klar, Raab wird nicht zurück kommen und einen zweiten kann und wird es nicht geben. Ich persönlich werde ihn vermissen und ich frage mich schon jetzt, was ich in Zukunft spät abends einschalten werde. Viele gute Alternativen gibt es leider nicht mehr.

Seinen letzten Auftritt hat er bei  “Schlag den Raab” am 19. Dezember um 20:15 Uhr auf ProSieben.

 

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Bild: top20radio.tv