Ist die beste Kamera wirklich die, die du immer dabei hast?

Damit ist meistens das Smartphone gemeint und man hört diese Aussage von Profifotografen immer wieder. Natürlich steckt darin eine Menge Wahrheit, trotzdem kann ich diese Aussage nicht zu 100% teilen. Außerdem erkläre ich, warum die Fujifilm X-T4 für mich die perfekte Kamera sein könnte.

Seit etwa vier Jahren beschäftige ich mich hobbymäßig verstärkt mit Fotografie. Damals war gerade der Höhepunkt der Vlog-Karriere von Casey Neistat und ich war noch mit meinem Studium beschäftigt. Dennoch konnte ich es mir ermöglichen einige Reisen zu machen, die ich zukünftig noch besser dokumentieren wollte. Das veranlasste mich Mitte 2016 dazu, mir Gedanken über meine erste ernsthaftere Kamera zu machen. Zuvor — womit ich die Zeit vor Smartphones mit passabler Auflösung meine — hatte ich lediglich kleinere Point-and-Shoot Kameras. Die machten allerdings nicht besonders viel Spaß und konnten auch keine spürbar bessere Qualität bieten, als die sich schnell weiterentwickelnden Kamerasysteme von Smartphones. Es sollte also eine Kamera mit Wechselobjektiven werden.

Olympus OM-D E-M10 II
Meine derzeitige Kamera: Olympus OM-D E-M10 II + Leica 25mm f1.4

Wie ich im ersten Artikel der Serie “Fotografie für Anfänger” ausführlich berichtet habe, entschied ich mich für die Olympus OM-D E-M10 II, mit der ich bis heute fotografiere. Relativ bald habe ich mir zusätzlich zum M.ZUIKO 14-42mm F3.5‑5.6 Pancake noch das M.ZUIKO 45mm F1.8 gekauft und meine Liebe für Festbrennweite-Objektive entdeckt. Vor ca. 2 Jahren habe ich mein Kit dann mit dem Leica 25mm F1.4 gekrönt. Dieses Setup hat mich also auf zahlreiche Reisen begleitet und nie im Stich gelassen. Es ist verhältnismäßig kompakt, leicht und nicht zu teuer, als das man Angst haben müsste, es könnte kaputt gehen oder geklaut werden.

Beispielbilder von der Olympus OM-D E-M10 II

Dies sind ein paar meiner Lieblingsbilder, geschossen mit meinem derzeitigen Setup.

Was will man mehr?

Ich habe also eine Kamera, die ich immer dabei haben kann und zusätzlich noch mein iPhone, dessen Kamera in der Weiterentwicklung nicht nachlässt. Würde man dem Motto “Die beste Kamera ist die, die du immer dabei hast” folgen, gäbe es nichts zu verbessern. Das hat für mich allerdings zwei Seiten. Natürlich hängt die Qualität eines Fotos oder Videos nicht nur von der objektiven Bildqualität ab, sondern wahrscheinlich noch viel mehr von der Komposition und dem Storytelling des Fotografen. Dabei hilft das beste Equipment nichts. Für mich geht es allerdings nicht nur um das beste Ergebnis sondern auch den Prozess dorthin. Und hier habe ich das Gefühl, langsam an die Grenzen meiner Kamera zu stoßen. Ich habe mich zum Beispiel mehr mit Color Grading von Videos beschäftigt. Da meine jetzige Kamera aber kein Log-Format unterstützt, ist hier für mich kein großer Spielraum. Manchmal hat mir auch die Möglichkeit gefehlt, ein externes Mikrofon anzuschließen. Außerdem ist mir der Sensor (Micro-FourThirds) in manchen Situationen nicht mehr genug und die Videoauflösung ist auf Full-HD begrenzt. Das sind Dinge, die ich nur mit einer neuen Hardware verändern kann. Und ein weiterer Punkt ist natürlich ganz irrational die Lust auf ein neues Spielzeug.

Was ist meine nächste Kamera?

Bei der perfekten Kamera scheiden sich natürlich die Geister. Für mich steht fest: Ich setze weiterhin auf das Systemkamera-Konzept und will eine Kamera benutzen, die für Foto und Video in gleicherweise ausgelegt ist. Viele Fotografen schwören auf eine bestimmte Marke und halten diese für die einzig richtige. Und vielleicht tendiere ich auch dazu, so jemand zu sein. Lange Zeit habe ich Sony für den perfekten Hersteller bei Systemkameras gehalten. Sie entwickelten und verbesserten schon sehr früh ihre Produktpalette der Systemkameras, während andere Hersteller noch auf Spiegelreflex-Systeme setzten und erst später in das Systemkamera-Geschäft einstiegen. Besonders für den Autofokus und die Qualität unter schlechten Lichtverhältnissen wurden und werden die Modelle der alpha-Serie immer noch gelobt und zu den Besten im Markt gezählt. Gerade die Sony A7 war für mich immer eine Traumkamera. Für mich zählt aber auch noch ein anderer Aspekt, der wieder nicht mit der letztendlichen Foto- oder Videoqualität sondern eher mit dem Spaß an der Sache zu begründen ist: Das Produktdesign der Kamera. Hier gefällt mir bereits das Retro-Design meiner Olympus Kamera ganz gut, aber es könnte sogar noch einen Tick mehr Parallelen zur analogen Fotografie haben. Und wenn man das will, kommt man natürlich nicht an Fujifilm vorbei.

FUJIFILM X-T4 mit ausklappbarem Bildschirm

Ist die Fujifilm X-T4 die perfekte Kamera 2020?

Fujifilm ist für viele professionelle Fotografen vielleicht nicht der erste Kamerahersteller, der ihnen in den Sinn kommt. Wenn man etwas recherchiert findet man dafür aber umso enthusiastischere Fans der Firma. Nach ein paar Tagen auf YouTube hat sich der Algorithmus auch komplett auf mein Interesse eingestellt, was eine objektive Betrachtung natürlich etwas erschwert. Aber ich muss zugeben, dass ich mich ziemlich schnell in die Fujifilm X-T4 verliebt habe. Schon das Vorgängermodell, die Fujifilm X-T3, sah zu Beginn meiner Recherche sehr vielversprechend aus. Sie ist mit vielen analogen Bedienelementen ausgestattet, verkörpert generell das Retro-Design wie ich es mir wünsche und überzeugt mit ein paar Kennzahlen:

  • Video: 4K 60p in 10 Bit 4:2:0 LOG
  • 26MP – APS-C Sensor
  • Mikrofonanschluss
  • Filmsimulationen

Die Filmsimulationen sind bei Fujifilm ein weiterer USP über den man sicherlich mindestens einen ganzen Artikel schreiben kann. Kurz erklärt: Es handelt sich um Einstellungen, die den Look von alten analogen Filmrollen simulieren. Sie sind besonders beliebt für Street Photography. Doch das will ich erst machen, wenn ich mal eine Fujifilm Kamera ausgiebig getestet habe. Wie ihr schon seht konnte bereits die Fujifilm X-T3 alle meine Wünsche erfüllen, doch sie war noch nicht die perfekte Kamera für mich. Denn was meine Olympus bereits hat ist ein interner 5-Achsen-Bildstabilisator, der den Sensor unabhängig von dem Objektiv stabilisiert. Ein Bildstabilisator ist für mich bei spontanen Videoaufnahmen elementar wichtig und ich will nicht wieder darauf verzichten. Natürlich kann man das durch stabilisierte Objektive etwas korrigieren, doch solche Objektive sind deutlich größer, schwerer und teurer.

Ist die Fujifilm X-T4 die beste Hybridkamera?

Anfang des Jahres wurde dann die Fujifilm X-T4 vorgestellt. Sie erfüllt nun auch meine letzten offenen Wünsche und packt sogar noch etwas oben drauf: Interne Bildstabilisierung, noch bessere Videoeigenschaften und ein komplett schwenkbarer Bildschirm! Den schwenkbaren Bildschirm hatte ich damals bei meiner Kaufentscheidung für die Olympus schon vermisst, mich dann aber damit arrangiert. Definitiv halte ich ihn aber gerade beim Vloggen und bei Urlaubsvideos für sehr sinnvoll. Ein kleines Manko könnte nur das höhere Gewicht und die Größe darstellen.

FUJIFILM X-T4 die perfekte Hybridkamera

Ein weiteres kleines Detail, das für mich aber umso mehr zum Ausdruck bringt, dass die Fujifilm X-T4 die perfekte Kamera für mich sein könnte, ist ein Schalter, der zwischen Foto- und Videomodus wechselt. Das besondere daran ist, dass man unterschiedliche Einstellungen für beide Modi vornehmen kann, die jeweils gespeichert bleiben.

So sieht mein Upgrade aus

Leider hatte ich die Fujifilm X-T4 bisher noch nicht in der Hand und konnte sie somit auch nicht im echten Leben testen. Hier ist trotzdem ein Vergleich meiner jetzigen Kamera mit dem für mich perfekten Nachfolger, was die rein technischen Daten anbelangt. Die Liste ist etwas gekürzt und beschränkt sich auf die für mich wichtigsten Unterschiede. Hier seht ihr den kompletten Vergleich.

Olympus OM-D E-M10 II Fujifilm X-T4
16MP – Four Thirds CMOS Sensor 26MP – APS-C X-Trans CMOS 4 Sensor
Sensor-shift Bildstabilisierung Sensor-shift Bildstabilisierung
Full HD 50p Video Auflösung 4K 60p Video Auflösung
Gewicht/Größe: 390g. 120 x 83 x 47 mm Gewicht/Größe: 607g. 135 x 93 x 64 mm
Eingebauter Blitz Kein eingebauter Blitz
81 Fokuspunkte 425 Fokuspunkte
320 Fotos mit einer Batterieladung 500 Fotos mit einer Batterieladung
Kein Mikrofonanschluss Mikrofonanschluss
Aktueller Preis ohne Objektiv: 459 € Aktueller Preis ohne Objektiv: 1799 €

Fazit

Natürlich ist dieser Vergleich nicht gerade fair, da der Preis und das Veröffentlichungsdatum in keinster Weise verglichen werden können. Aber für mich sind das die Gründe, warum die beste Kamera nicht immer die ist, die du dabei hast. Nun muss ich die neue Fujifilm Kamera nur noch in die Hände bekommen 😍