Cover-Künstler

Sind Cover-Künstler endlich bereit für die große Bühne?

Wenn ich an Cover-Bands denke, bildet sich mir oftmals das Bild von unbekannten Musikern, die in Irish Pubs auftreten. Dort führen sie dann die Songs von Nirvana und Co. mit eigenem Touch auf, welche sie zuvor in der Garage geübt haben. Doch in letzter Zeit schaut die Realität ein wenig anders aus, denn Cover-Künstler werden plötzlich zu Stars.

Ich bin ja von Grund auf ein Musik-liebender Mensch, der ohne sie nicht auskommen kann. Denn egal in welcher Situation, ob beim Zähneputzen, beim Zocken oder auch beim Arbeiten – immer begleitet mich ein Soundtrack durch den Alltag. In letzter Zeit ist mir aber klar geworden, dass meine Bezugsquellen dafür nicht mehr nur Spotify oder Apple Music sind, sondern vermehrt SoundCloud und besonders Youtube. Denn dort finde ich Covers von Liedern, die ich im Original schon sehr feiere. Ein gutes Beispiel liefert der bereits etablierte Künstler Chet Faker:

Musik aus dem Tonstudio zurück in die Realität

Mein Bedürfnis nach Covern bildet sich unter anderem dadurch, dass ich Lieder, die mir besonders gut gefallen, gerne in Dauerschleife höre. Oder ich wundere mich oft auch, wie das Lied einer weiblichen Künstlerin mit einer männlichen Stimme klingen würde. Deshalb suche ich nach Künstlern, die das selbe Lied auf eine andere Art und Weise aufführen. Was diese Cover aber wirklich so besonders machen, ist, dass die Musik zurück in die Realität geholt wird. Die Musik, die es nämlich in den Mainstream schafft, kommt ja genau genommen aus der Feder von Produzenten, die jedes Lied bis ins Detail bearbeiten, bis jeder Ton passt. Cover-Künstler nehmen also diese Lieder, setzen sich ans Klavier, an die Gitarre oder auch an die Harfe, und machen daraus wieder Musik. Unbearbeitet, originell und einfach nur echt.

Die Kreativität ist ein besonderes Merkmal

Besonders loben muss ich hier die Kreativität mancher Musiker. Ich denke da an Pentatonix, die jedes Cover allein mit ihren Stimmen kreieren, wobei einer per Beatbox die Drums übernimmt und ein anderer seine tiefe Stimme für den Bass im Hintergrund nutzt. Durch die Perfektion dieser Gesangskunst entstehen dann Lieder, bei denen man nicht glauben kann, dass da kein einziges Instrument im Spiel ist. Ein weiteres Beispiel ist auch Lucky Chops, eine Band aus New York, die mit Trompete, Saxophon, Posaune und Drums, diverse U-Bahn-Stationen beschallen. Die Lucky Chops habe ich sogar live erlebt, als sie einen Halt ihrer Europatour in München machten. Voller Energie pusteten sie in ihre Blasinstrumente und sorgten für eine ausgelassene Feierstimmung. Eines kann ich mit voller Überzeugung sagen: so etwas hast Du garantiert noch nie gehört!

Lucky Chops live in München
Lucky Chops live in München

Neue Plattform bietet mehr Zuschauer

Doch wie schafft es eine kleine Cover-Band aus den USA auf eine europäische Bühne? Naja, durch die steigernde Nutzung von Youtube und Soundcloud bekommen unbekannte Künstler eine enorm große Audience geboten. Denn viele Cover-Bands und Einzelkünstler haben vor allem durch Youtube eine krasse Fanbase aufgebaut. In wenigen Fällen schaffen es Youtube-Künstler zur Weltspitze der Musik, wie man am Beispiel von Justin Bieber sehen kann. Denn bevor “Biebs” in den Pop-Zenit aufgestiegen ist, war er ein kleiner Junge, der bekannte Lieder coverte und auf Youtube postete. Ein Produzent hat dann in ihm bares Geld gesehen und unter Vertrag genommen. Dies ist jedoch eher die Ausnahme.

Aber auch ohne Plattenverträge sind Cover-Künstler wahre Stars. Mit Followerzahlen in Millionenhöhe werden sie weltweit gefeiert und verehrt. Und ähnlich wie bei den echten Stars, werden sie auf der Straße wiedererkannt und um Fotos und Autogramme gebeten. Man könnte also meinen, das Cover-Künstler nicht mehr das Unterhaltungsprogramm im kleinen Rahmen, sondern tatsächlich eine Konkurrenz zu etablierten Chart-Stürmern sind. Besonders erfreulich ist es deshalb, dass eben diese Cover-Bands und -Künstler immer mehr die Möglichkeit bekommen, auf Tour zu gehen. An Zuschauern mangelt es dabei nicht. Die Lucky Chops zum Beispiel genossen in Deutschland bei jedem Konzert eine ausverkaufte Halle, mit jedem Mal locker über 500 begeisterte Gäste. Es geht also steil bergauf und ich bin mir sicher, dass wir in naher Zukunft immer mehr dieser kleineren Künstler in den lokalen Konzerthallen bestaunen dürfen.  

Du hast Lust bekommen, in die Welt der Youtube-Covers einzutauchen? Im Folgenden habe ich meine persönlichen Favoriten aufgezählt, die Du keinesfalls verpassen solltest. Viel Spaß!

Lucky Chops | Pentatonix | Sara Farell | Leroy Sanchez | Boyce Avenue | Tyler Ward |
COOP3RDRUMM3R | Against the Current | ACMusic7 | Kurt Hugo Schneider | PostmodernJukebox

 

Foto: Karim Boubker