Kanada Trip

Warum ein Kanada Trip bei -40°C die beste Entscheidung war – Teil 2

Im ersten Teil meines Reiseberichts von Kanadas Ostküste, habe ich von der Metropole Toronto, den nahe gelegenen Niagarafällen und der früheren Hauptstadt Kingston berichtet. Während die ersten Stationen überwiegend touristischer Natur waren, fängt es nun an, abenteuerlicher zu werden.

Hier geht es zu Teil 1, falls Du den noch nicht gelesen hast.

NHL Live mit dem Toronto Maple Leafs (siehe Teil 1)
NHL Live mit den Toronto Maple Leafs (siehe Teil 1 des Reiseberichts)

Kanada Trip: Klein aber oho!

Von der ehemaligen Hauptstadt Kingston aus ging es für Adam und mich weiter in die offizielle Hauptstadt Ottawa. Diese Stadt ist wahrlich faszinierend. Wenn ich an andere Hauptstädte denke, wie Paris, Tokyo und Mexico City, kommt mir ein Gedanke: diese Städte sind riesig und beherbergen Millionen von Menschen. Ottawa hingegen hat lediglich knapp 900.000 Einwohner, und ist damit nur die viertgrößte Stadt Kanadas, nach Toronto, Montréal und Calgary. Und so wirkt die Stadt tatsächlich auch. Obwohl Ottawa in zwei geteilt ist, und die englisch- und französischsprachigen Teile nur per Brücke verbunden sind, strahlt die Stadt eine gewisse Lässigkeit aus.

Sicht auf Ottawas englischsprachigen Teil von der Brücke aus
Sicht auf Ottawas englischsprachigen Teil von der Brücke aus

Architektonisch ist Ottawa ein Augenschmaus, mit besonderem Vermerk auf das Parlament (siehe Titelbild). Nicht nur ist es immens, auch von Innen ist es faszinierend und zeigt viele Parallelen zur berühmten Schule von Harry Potter. Da bekommt man großen Respekt! Ein eher unheimliches Erlebnis hatten wir auf der englischen Seite Ottawas. Die Künstlerin Louise Bourgeois hat hier nämlich ihre 10 Meter hohe Statue namens “Maman” (französisch für “Mutter”) ausgestellt, die es so auch in Tokyo oder London gibt. Es handelt sich um eine riesige Spinne, die mit ihren langen Beinen über den Köpfen der Beobachter förmlich schwebt. Für Arachnophoben ein absoluter Albtraum! Umso lustiger war das Schlittschuhlaufen auf dem eingefrorenen Rideau River. Offen für alle, kann man sich hier schnell Mal Schlittschuhe ausleihen oder seine eigenen mitbringen und kostenlos den Fluss hoch und runter gleiten. Für manche sogar der schnellste Weg, um von A nach B zu kommen.

"Maman" von Louise Bourgoise
“Maman” von Louise Bourgeois

Ohne über Los zu gehen in die Berge

Von Ottawa ging es für uns weiter in den französischen Teil Kanadas, nach Montréal. Weil unser Rückflug von dort aus starten würde, haben wir uns bewusst dafür entschieden, erstmal in die Berge zu fahren, bevor wir die Stadt erkunden. Also zur nächsten Autovermietung gelaufen, kleines Auto gemietet und in den ersten fünf Minuten fast einen Unfall gebaut. Off to a good start! Unser Ziel hieß Prévost, wo wir bereits ein Zimmer in der WG von Catherine und Stacy über AirBnB klargemacht hatten. Diese WG hat sich einfach Mal als Jackpot herausgestellt, denn es handelte sich nicht um eine Wohnung, sondern um ein riesiges Haus, oberhalb eines Hügels. Passend dazu hatten wir aus unserem Zimmer einen perfekten Blick auf den Sonnenaufgang – einfach traumhaft. Aber wir waren hier ja nicht zum Spaß! Wir wollten nämlich die Berglandschaft erkunden.

Die gediegene Unterkunft in Prévost
Die gediegene Unterkunft in Prévost
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Der Sonnenaufgang aus unserem Zimmer gesehen

Wir erinnern uns nochmal: Kanada erlebt gerade den kältesten Winter seit über 100 Jahren. Dem entsprechend verschneit war die ganze Gegend. Unvorbereitet wie Adam und ich IMMER sind, haben wir unsere Winterkleidung (Jeans und Wintermantel) angezogen und sind zum nächsten Aufstieg in die Berge gefahren. Als wir das erste Schild lasen, wussten wir, dass wir hier nicht weitergehen sollten. Denn ohne spezielle Schneeschuhe war der Weg gesperrt. Hat uns das davon abgehalten? Natürlich nicht! Haben wir es danach bereut? Ein wenig vielleicht :D. Es fällt mir schwer zu beschreiben, wie die Wanderung war. Stell Dir vor, Du hörst nur das Knirschen des Schnees unter deinen Füßen, und das zwitschern und Rascheln der lokalen Fauna. Es war wahrhaftig wie ein “Winter Wonderland”.

Winter Wonderland in den Bergen Québecs
Winter Wonderland in den Bergen Québecs

Der Weg war aber mühsam und oftmals wegen dem ganzen Schnee nicht mehr vorhanden. Teilweise im kniehohen Schnee kämpften wir uns auf den höchsten Gipfel der “Montagne Noire”. Mit eingefrorenem Gesicht retteten wir uns für ein Päuschen in eine unbewohnte Alm, in der man im Notfall auch Feuer machen und übernachten konnte. Auf dem Rückweg hinunter stießen wir dann auf unsere Grenzen. Ein klitzekleiner und enger Weg sollte uns eigentlich zu einem großen See führen. Spätestens als wir mit der Hüfte im Schnee steckten, mussten wir leider aufgeben. Nichtsdestotrotz haben wir wohl eine die schönsten Winterlandschaften gesehen, die es auf dieser Welt gibt. Die Frostbeulen waren da schnell vergessen.

Franzosen können einfach Schlösser!

Unsere vorletzte Station war Québec. Die Stadt, die den selben Namen trägt, wie die flächenmäßig größte Provinz Kanadas, war im Vergleich relativ unspektakulär. Doch trotzdem bietet die Stadt einige Hotspots, die einen Besuch absolut rechtfertigen. Angefangen beim Château Frontenac. Dieses riesige Schloss, das aus der französischen Kolonialzeit stammt, ist mit den Augen kaum zu fassen. Durch seine enorme Größe ist das Schloss unglaublich imposant. Heutzutage ist es ein Hotel, das die wohlhabendsten und auch wichtigsten Menschen weltweit beherbergt.

Das imposante Château Frontenac
Das imposante Château Frontenac

Doch auch die Innenstadt hatte es in sich. Die Straßen laden nur so zum Schlendern und Shoppen ein und führen, vorbei an einer Atomuhr, zur Klippe, an der die Stadt gebaut ist. Dort angekommen kann man dann mit einer Gondel hoch und runter fahren, oder man schnappt sich einen Teppich und rast eine Rutsche hinunter. Und um ehrlich zu sein, war das auch bei gefühlten -30°C ein riesen Spaß und aus meiner Sicht ein absolutes Muss, wenn man schon dort ist.

Das beste kommt zum Schluss, sagt man ja so schön. Deshalb kannst Du dich auf den dritten und letzten Teil von “Warum Kanada bei -40°C die beste Entscheidung war” freuen. Denn dann erzähle ich endlich von der unglaublichen Hundschlitten-Erfahrung, dem wohl besten “Kateressen” und vom französisch-kanadischen Nachtleben. So stay tuned!