Kilimanjaro Part 2

“Habari za asubuhi”

“Guten Morgen” zu Teil 2 – Endlich ging es los! Gut vorbereitet und ausgeschlafen klingelte um 7:00 Uhr der Wecker. Ab ins Bad zur letzten Dusche für 6 Tage. Um 9:00 Uhr war Abfahrt und das Abenteuer konnte beginnen.

<< das war Tag 1: “Wo liegen deine Grenzen?”

Ich hatte mir vorgenommen die nächsten Tage ein Reisetagebuch zu führen, um die Erlebnisse möglichst detailgetreu zu dokumentieren. Außerdem waren wir mit Digitalkamera und GoPro ausgestattet. Doch jetzt hieß es erst einmal: Wandern!

Gegen 10:00 erreichten wir das Machame Gate, den Ausgangspunkt unserer Besteigung. Jeder Teilnehmer musste sich dort mit seinem verantwortlichen Guide registrieren – ohne einen bei der Nationalparkbehörde registrierten Bergführer ist der Durchgang zum Kilimajaro Nationalpark nicht gestattet. Der Guide kümmert sich dann um die Zusammenstellung des Teams, die sich um ausreichend Nahrung und den Transport der Zelte sowie größeren Gepäcks kümmern. Teilweise führte dies zu höheren Komfort als nötig beziehungsweise erwartet. Doch wenn man sich die Lebenssituation vieler dort lebenden vor Augen führt, hat man das Gefühl gewissermaßen etwas gutes zu tun, indem man einigen einen Arbeitsplatz ermöglichte. Wie wir später erfahren haben, sind die Träger in einer Gewerkschaft organisiert, was unser Gefühl weiter aufwertete. Ganz abgesehen davon war es eine tolle Gelegenheit mit möglichst vielen Einheimischen ins Gespräch zu kommen und einiges über die Kultur, den Beruf, die Lebenssituation und vieles mehr zu erfahren.

Kilimanjaro Regenwald
Der Weg führte am ersten Tag durch den Regenwald

Die erste Etappe führte vom Machame Gate, das bereits auf 1800m Höhe lag, zum Machame Camp in 3010m Höhe. Da wir zu zweit unterwegs waren, begleiteten uns zwei Bergführer: Mathew (38) und Kim (32). Fast der gesamte Weg führte an diesem Tag durch den Regenwald. Nach etwa zwei Stunden legten wir eine erste größere Pause ein, in der wir in den Genuss unseres liebevoll zubereiteten Lunchpakets kamen. Unterwegs lernten wir unsere beiden Bergführer bereits etwas besser kenn. Sie wechselten sich teilweise ab, begleiteten uns streckenweise aber auch gemeinsam. Wie uns Kim erzählte, hat er sich aus eigener Kraft nach 10 Jahren als Träger zum Guide hochgearbeitet. Dies bedeutet für ihn einen riesigen Sprung seiner Lebensqualität. Er ist nun in der Lage, sich eine kleine Wohnung in der Stadt Moshi leisten zu können und seine Frau und Tochter mit zu ernähren. Doch der Weg dorthin ist nicht leicht. Am wichtigsten sind die Englischkenntnisse, die für die meisten das größte Problem darstellen. Hinzu kommen mehrere Prüfungen zur Kenntnis der Routen, der örtlichen Vegetation und der Fitness. Zum Beispiel müssen die Guides in der Lage sein, den letzten Abschnitt zum Gipfel in drei Stunden bewältigen zu können, für den normalerweise sechs Stunden angesetzt werden. Bei dieser letzten Prüfung bekommen dann nur die schnellsten Teilnehmer die erhoffte Lizenz.

Kilimanjaro ReisetagebuchDer Weg stellte uns bisher vor keine besonders großen Herausforderungen. Es ging stetig leicht bergauf und wir mussten uns zwingen dem Rat zu folgen immer “Pole Pole”, “langsam langsam”, zu gehen. Dies ist einer der wichtigsten Grundsätze, den wir aber erst später richtig zu spüren bekamen. So fiel uns die Eingewöhnung an das zunächst feuchte aber noch nicht allzu kalte Wetter relativ leicht.
Das erste Camp war nach insgesamt etwa fünfeinhalb Stunden erreicht. Unser Zelt war dort bereits aufgebaut und wenig später stand warmes Wasser zum Frischmachen bereit. Passend dazu kam noch einmal die Sonne heraus und wir konnten den ersten Tag entspannt beim Abendessen vor unserem Zelt ausklingen lassen. Anschließend gab es die erste abendliche Besprechung des nächsten Tages mit Mathew.

In der Nacht wurde es dann spürbar kälter – etwa -1 °C. Es zog Nebel auf und wir waren froh über unsere dicken Daunenschlafsäcke. So standen wir auch nach der ersten Bergnacht um 6:30 frisch auf und waren um 7:00 startbereit. Am diesem Tag standen 830 Höhenmeter zum in 3840m Höhe liegenden Shira Camp auf dem Plan. Es fiel uns zum ersten besonders auf, wie viele Leute jeden Tag unterwegs waren. Nach den ersten paar hundert Metern konnten wir uns aber weiter nach vorne arbeiten und die größeren Reisegruppen hinter uns lassen. Trotz ungefähr ähnlicher Anzahl an Höhenmetern war der Weg nur etwa halb so lang. Es ging also deutlich steiler bergauf. Wir legten wieder nur eine längere und zwei kürzere Pausen ein, doch es war spürbar anstrengender als am vorherigen Tag.

Kilimanjaro Tag 2
An Tag 2 mit Kim zwischen Machame Camp und Shira Camp

Nach ziemlich genau vier Stunden erreichten wir das nächste Camp, wo wir uns zunächst etwas Zeit zum Ausruhen hatten. Die Lage des Camps war wirklich beeindruckend. In der einen Richtung konnte man den naheliegenden Mount Meru sehen (siehe Titelbild), in der anderen Richtung bei guter Sicht zum ersten Mal den Gipfel des Kilimajaro in voller Macht. Wir beide hatten an diesem Tag erstmals häufiger das Gefühl, kurz vor einsetzenden Kopfschmerzen zu stehen, was ein bekanntes Anzeichen für die Gefahr der Höhenkrankheit darstellt. Durch das ausreichende Trinken aus unseren Trinksystemen konnten wir das aber zunächst verhindern. In vier Stunden war dieses drei Liter umfassende System aber meistens fast leer.

Bereits am ersten Abend und unterwegs hatten wir begonnen von unseren Guides ein paar Worte Suaheli zu lernen, was wir im Camp noch vertieften. Dann stand noch ein weiterer kurzer Ausflug mit Kim bevor: Wir unternahmen nachmittags eine etwa einstündige Wanderung 100 Höhenmeter hinauf und wieder herunter. Das tat uns spürbar gut. Wir konnten unsere Beine nach den doch teilweise steileren Abschnitten des Vormittags auslaufen und in der Höhe akklimatisieren. Dies gehörte zum zweiten wichtigen Grundsatz: “Walk high – sleep low”. Unterwegs erfuhren wir noch eine interessante Geschichte, da wir uns fragten, was ein großer mit Steinen abgegrenzter Kreis in der Nähe unseres Camps zu bedeuten hatte. Kim erklärte uns, dass dies ein Hubschrauberlandeplatz sei, den Roman Abramowitsch vor einigen Jahren gebaut hat, als er versuchte mit 100 Trägern den Kilimajaro zu besteigen – und scheiterte.

>> weiter zu Teil 3: “Der anstrengendste Tag meines Lebens”