Tarantino oder: ganz viel Ketchup

Seit letzter Woche läuft der neueste Streifen von Regisseur Quentin Tarantino in den Kinos. „The Hateful Eight“ ist sein mittlerweile zehnter, großer Film. Hier sind 5 Gründe, wieso Tarantino aktuell einfach der coolste Regisseur von allen ist!

1. Analoge Filme

Einer der beachtenswertesten Fakten ist, dass Tarantino all seine (eigenen) Filme mit analogem Filmmaterial dreht. Seine Begründung dafür lautet:

„Ich werde nie im Leben digital drehen, das hasse ich! Diese Filme sehen doch grauenvoll aus. Falls eines Tages Filme ausschließlich digital gedreht werden sollten, werde ich Romane schreiben.“

Das ist durchaus sehr beachtlich, wo wir doch längst im digitalen Zeitalter angekommen sind, indem die meisten Filme von CGI und Grünen Leinwänden leben. „The Hateful Eight“ wurde zum Beispiel auf einem 65mm-Film im Format Ultra Panavision 70 gedreht. Panavision holte dafür Objektive aus dem Archiv, die seit 1966 nicht mehr zum Einsatz gekommen waren.

Die Besonderheit an diesen Objektiven ist, dass diese Bilder in einem ultraweiten Format mit einem Seitenverhältnis von 2,75:1 liefern (mit dem Faktor 6 multipliziert bedeutet dies 16,5:6 – zum Vergleich: die meisten Filme werden in 16:9 bzw. 16:10 gedreht).

Uma Thurman in Kill Bill
Uma Thurman in Kill Bill

2. Fliegende Köpfe und ganz viel Ketchup

Wer schonmal den einen oder anderen Tarantino Film wie zum Beispiel „Django Unchained“ oder „Inglourious Basterds“ gesehen hat weiß, dass diese an Gewalt und Brutalität nicht gerade sparen. So fliegen regelmäßig Köpfe durch die Gegend und das Blut spritzt geradezu unkontrolliert herum.

Tarantino bekommt es aber hin, dass man darüber nicht weinen, sondern lachen muss. Die Gewaltszenen haben eine solche Komik, dass man ganz schnell vergisst, was da eigentlich gerade „geschieht“. Diese Komik ist zu einem seiner Markenzeichen geworden. Wenn ich an Filme von ihm denke, sehe ich immer fliegende Köpfe und spritzendes Blut vor mir.

3. Tarantino als Schauspieler

Eine weitere Seltenheit in der Filmbranche betrifft Tarantino persönlich: Er baut sich selbst als Akteur in die Filme ein. Entweder als wirkliche Person, mal lediglich seine Hände, oder auch als Erzähler (zumindest im Originalton). So sieht man seine Hände zum Beispiel einen deutschen Soldat in „inglourious Basterds“ würgen, oder ihn als „Frankie“ in „Django Unchained“ herumlaufen.

Dabei geht es ihm aber weniger darum, eine schauspielerische Glanzleistung zu liefern (was er sicherlich auch noch im Repertoire hätte), sondern mehr darum, einen gewissen Wiedererkennungswert zu schaffen.

4. Keine klassische Filmmusik

Tarantino ist kein Fan von klassischer Filmmusik. Er bevorzugt es, statt extra welche komponieren zu lassen, Stücke bekannter Künstler oder zumindest Teile davon einzubauen. Dabei steht er besonders auf Gitarren-, südkalifornische bzw. mexikanisch-texanische Klänge – also „Cowboymusik“.

Auch benutzt er des Öfteren sogenannte „Vokalmusik“ – das ist Musik, die vornehmlich durch die menschliche Stimme erzeugt wird. Diese wird allerdings auch häufig von Instrumenten unterstützt. Vokalmusik findet man sonst nur äußerst selten in Filmen vor.

Szenerie aus Kill Bill

5. Lange Kamerafahrten

Bei langen Kamerafahrten denkt man eigentlich eher an Filme aus früheren Jahren. Wer öfters mal ältere Filme schaut, wird merken, dass dort die Schnitte wesentlich länger sind. Das erzeugt natürlich eine ganz andere Dynamik wie man sie von heutigen Filmen kennt, bei denen die Schnitte teilweise im Sekundentakt gemacht werden.

Ein Problem dabei ist oft, dass Szenen dadurch sehr zäh wirken können – es entsteht schnell Langeweile. Doch Tarantino schafft es als einer der wenigen Regisseure, Kamerafahrten über mehrere Minuten zu installieren. Mit der passenden Musik und der richtigen Szenerie im Hintergrund baut er teilweise eine absurde Spannung auf.

 

Bilder: BrianGeir Friestadluvi